Eine ältere Dame – die Linzer Klangwolke

4. Mai 2016

Die Linzer Klangwolke hat nichts mit dem Urfahraner Markt zu tun. Das sei vorweg festgehalten.

Was das eine mit dem anderen zu tun hat?

Zweimal im Jahr ist der Markt ein Fixpunkt für Familien. Allen wird etwas geboten und zwar so ziemlich immer das Gleiche. Überraschungen sind selten bis gar nicht. Man weiß, was man kaufen könnte, was man essen kann, und wo man sich, und vor allem Kinder, fröhlich macht.

Die Klangwolke ihrerseits ist jedes Jahr einmal zum Brucknerfest der Mittelpunkt der Neugierde von Tausenden. Die Geschichte ist immer neu. Die gestalterischen Mittel allerdings wiederholen sich gezwungenermaßen.

Schiffe, Feuer, Flugzeuge und Objekte aller Art, die Donau als Spielfläche, Laser und das Feuerwerk.

Der Zusammenhang zwischen Lob und Tadel für die Klangwolke ist der Größe des Feuerwerks direkt proportional. Und sie wurde zu einem Fixpunkt des Treffens der Besucher, sozusagen am „Lagerfeuer“ im Donaupark. Ob die Klangwolke zur Ars electronica oder zum Brucknerfest gehört, ist den Besuchern ziemlich einerlei. Auch zu recht, denn sie ist ein Symbol für Linz, gleich wer sie veranstaltet.

Die Idee für die Klangwolke war 1979, eine künstlerische Verbindung zwischen einem Computerfestival, dem Festival Ars electronica, und dem klassischen Brucknerfest zu finden. Zwischen Visionen und Tradition.

Der Luftballon bei der ersten Klangwolke, die brennende Skulptur, Sky art conference, die Wiener Philharmoniker erstmals als open Air-Orchester, die Kinderklangwolke, die Zusammenarbeit mit der Ars direkt bei der Umsetzung, zum Beispiel der erstmalige Einsatz eines Drohnenballetts, waren markante Punkte in der Geschichte dieses Projektes, an die sich viele erinnern.

Vieles ist gelungen, manches nicht so ganz, einmal musste aus technischen Gründen auch abgesagt werden. Aber diese Linzer Klangwolke war Stil-prägend für künstlerische Open Airs in aller Welt. Künstlerisches verschmolz mit dem Begriff Popart.

Um so mehr ist es die Pflicht und die Aufgabe der Verantwortlichen, nach neuen Möglichkeiten künstlerischer Ausdrucksweise zu suchen – eine Aufgabe der Kulturpolitik der Stadt, die dieses Denken ermöglichen muss. (müsste)

Kunst und deren Projekte müssen sich weiter entwickeln. Stagnieren sie, werden sie zu einem flachen Spektakel, abgenützt.

Natürlich stellt sich die Frage, ob man Erfolgreiches riskieren soll, auch auf die Gefahr, dass eine Weiterentwicklung in die Irre führen kann. Und erfolgreich, mit über 2 Millionen Besuchern seit der ersten KW, war und ist die Klangwolke allemal.

Die Antwort ist einfach: Man muss!

Wenn man das Image von Linz als Stadt, die der Zukunft, der Vision in vielen Bereichen verpflichtet ist, wieder etwas aufpolieren will, gehört das Risiko in Sachen Kunst als Notwendigkeit dazu.

Das Pflasterspektakel ist in Diskussion, das Brucknerfest soll verändert werden, die Suche nach einem neuen, gemeinsamen Projekt ist jetzt.

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