England ist eine Insel und die EU sollte nachdenken

24. Juni 2016

England ist eine Insel und kann nicht leicht eingenommen werden.

Das erkannte Phillipp II schon Ende des 16. Jahrhunderts schmerzlich, als seine riesige Armada zur Mehrung seiner Macht und des Katholizismus ausrückte, um Elisabeth I in die Knie – vor allem vor ihm – zu zwingen. Francis Drake und viele Stürme ließen diese Absicht im wahrsten Sinne des Wortes absaufen.

Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe in Deutschland im 2. Weltkrieg, glaubte, im Auftrag Hitlers England aus der Luft zerstören zu können, was sich, in diesem Fall, in Luft auflöste.

England ist eine Insel !

Schon Mitte der 70iger Jahre, als ich mit meiner Elisabeth Freunde in England besuchte, war immer wieder die Scherzbemerkung zu hören, die kein Scherz war, sondern Ausdruck einer Haltung: „continental people are crazy!“ Der Unterschied zwischen Europa und England wurde ganz selbstverständlich betont. Da gab es schon damals nichts zu diskutieren. Das war und ist so.

Und seit Victoria im 19. Jahrhundert sind sie, die Engländer, eine Weltmacht – ein Commonwealth of Nations (seit 1947). Dass das heute zwar formal noch besteht, aber doch nur mehr Geschichte ist, nehmen echte Briten schlicht nicht wahr. Es ist auch so und nicht anders vorstellbar. England ohne Elisabeth II geht auch gar nicht.

Der Brexit ist die konsequente Folge dieser Haltung. Das mag den „crazy people“ in Europa komisch vorkommen, ist aber so.

Der ehemalige Bürgermeister von London, Boris Johnson, war der lauteste Propagandist für den Brexit. Seine äußerliche Ähnlichkeit mit Donald Trump in Amerika darf allerdings nicht zu verfehlten Schlüssen führen. Zumindest wird er aber als Lohn der Wahl wohl das Amt von David Cameron erben und damit vermutlich sein politisches Ziel erreicht haben.

Das alles sehe ich noch nicht besonders tragisch. Die Welt ändert sich ständig und wirklich zufrieden mit der EU sind viele nicht. Wirklich Angst habe ich vor der Haltung der EU. Wird sie endlich aufwachen? Wird sie sich entbürokratisieren? Gelingt es ihr, eine gemeisame Politik aller Mitgliedsstaaten zu formulieren, oder wird sie mit der neuen Tatsache und  der englischen Wirtschaft lavierend auszukommen versuchen, ganz unter dem Motto: bis jetzt ist es ja ganz gut gegangen und das Nörgeln war nicht laut genug.

Gelingt es ihr, das „wir sind wir“ vieler Mitgliedsstaaten zu einem gemeinsamen Wollen zu transformieren.

Frau Merkel, eine wichtige Stimme in der EU, beweist gerade im Umgang mit Erdogan und den Türken genau diese lavierende Haltung. Bei den Türken gehen die Gründe bis Kaiser Wilhelm II, noch vor den ersten Weltkrieg, zurück. Dass der deutsche Bundestag erst jetzt, über 100 Jahre danach, den Völkermord an den Armeniern als Genozid bezeichnete, ist ein Hinweis auf diese Haltung.

Und genau das ist bedenkenswert.

England ist eine Insel, gut, aber es geht jetzt darum, die zukünftigen Regeln klar zu ziehen. Natürlich wird auch die EU den Austritt wirtschaftlich spüren, aber es kann nicht sein, dass das Selbstbewusstsein der Herrn Johnson et al. jetzt gestärkt ist, sie aber keine Konsequenzen im Land selbst zu tragen haben werden oder glauben, sich das mit der EU schon richten zu können.

Die Schotten werden wahrscheinlich die Gunst der Stunde wahrnehmen und versuchen, sich vom Traditionsverein England zu lösen.

Die Nation ist geteilt, ein tiefgreifendes Problem, egal für jeden, der Premier werden wird.

Die Wirtschaft wird sich neuen Gegebenheiten stellen müssen, und die Erkennis wird sickern, dass Europa nicht dem historischen Commonwealth eingegliedert werden kann.

Nur, die EU muss lernen und nicht nur kopflos lamentieren.

 

Hinterlassen Sie eine Antwort