Kuba ohne Fidel

11. Dezember 2016

Havanna ist eine  bemerkenswerte schöne Stadt, der man da und dort die Patina des Alters anmerkt. Kuba scheint sich, zumindest für den Besucher, über seine Lebenslust, seine Musik, den Rum, die Zigarren und alte amerikanische Autos zu definieren. Allredinsg nur oberflächlich, auf den ersten Blick.Die Musikgruppen, die in allen Restaurants und Hotels unvermeidlich zu sein scheinen, sind nicht immer gut und richtig kubanisch: Guantanamera, Besa me usw. Aber meistens hatten wir Glück und „hörten“ wirklich Kuba. Dass alle Musikanten  für Trinkgeld spielen und das eine wichtige Einnahmequelle ist, lässt erahnen, dass das soziale System Castros bei den Kubanern nicht nur Lebenslust erzeugt. Sie müssen für einen kleinen Lebensstandard daneben verdienen – eben durch Musik und andere Dienste. Schulen und das Gesundheitswesen sind für alle zugänglich, der Verdienst hält sich für alle in engen Grenzen. Kubas Revolution hat bei weitem nicht alle Vorhaben umgesetzt, die Castro und sein Bruder Raoul einst postuliert hatten. So ein erster Eindruck unerfahrener Touristen, die erstaunt und neugierig wie wir durch das Land reisten.

Am dritten Tage unseres Aufenthaltes starb Fidel Castro. Ein historischer Moment, der ein anderes Kuba sichtbar machte.Der Tod des „Commandante en jefe“ bewirkte eine Staatstrauer von neun Tagen. Die Musik musste schweigen und Alkohol war verboten. Urplötzlich war es ein anderes, ein stilles, nichts desto weniger spannendes Kuba. Eine solch kollektive Trauer scheinbar aller Kubaner, die die Karawane der Urne von Castro von Havanna nach Santiago de Cuba in allen Orten und Städten begleitete, habe ich noch nicht gesehen. Es war ein Triumphfzug für den „Commandante en jefe“. Die Art, Trauer und Betroffenheit zu zeigen, mit Fahnen und Rufen, bis hin zu Fast – Gesängen: Fidel, Fidel.., war für uns ungewöhnlich. Die Rezeption der Revolution in Kuba, die Namen Fidel Castro und Che Guevara wurden Europa doch anders vermittelt. Da war offensichtlich mehr zwischen den Kubanern und ihrem „maximo leader“ Fidel. Che war der Sozialphantast und schießwütige Prophet seiner Ideologie der Gerechtigkeit für alle – zwischen Kuba, dem Kongo, Angola und Bolivien. Hier starb er unter fragwürdigen Umständen und wurde erst 30 Jahre nach seinem Tod nach Santa Clara überführt und in einem pompösen Mausoleum begraben. Er wurde durch die Umstände seines Lebens zum Popidol des Begriffes Revolution. Sein berühmtes Photo ziert noch heute T-shirts und alle möglichen Gegenstände. Der Politker war sicherlich Castro, Che ist das Symbol.

Man darf gespannt sein, wie sich dieses Land entwickeln wird. Raoul, Bruder und derzeitiger Präsident, ist nicht mehr der Jüngste und für Amerika öffnet sich Kuba gerade. Wie vermeidet man, dass Kuba wieder zu einer Spielhölle wie zu Zeiten Batistas wird und wie kann es die Ideologie Castros bewahren. Zumindest die positiven Teile.