Theatervertrag: „Hat man nicht auch Gold beineben“

14. November 2018

Im Lande ob der Enns geht es traditionell immer wieder grantelnd her zwischen dem Land und seiner Politik und der Stadt und der ihren. Man kann ja schließlich nicht ständig das ganz gute Einvernehmen zum Wohle des Landes der Mostschädeln mit seiner Hauptstadt als Klischee einfach so stehen lassen.

Man wirft sich also in rhythmischen Abständen vor, einander über den Tisch ziehen zu wollen: finanzielle Verfilzung, Ausbeute durch das Land versus renitente Stadt.

Mag ja teilweise stimmen und ist gleichzeitig immer, politisch motiviert, überzogen.

Wer will wem gerade sagen, dass der Andere ein Ignorant, wenn nicht ein kognitiv suboptimierter Ahnungsloser, sei. Ein probates Mittel ist die Ansage, dass man die finanziellen Beziehungen der Stadt mit dem Land endlich auflösen wolle.

Das ist so alt wie die Verfilzung an sich.

Unbestritten ist aber, dass die Entwicklung, sowohl der Stadt als auch des Landes durchaus positiv bewertet werden kann.

Es hat sich etwas getan in beiden Hemisphären OÖ’s, und zwar positiv: Linz wurde Kulturhauptstadt, eine Industriestadt mit dem Schwerpunkt Kultur und das Land kann auf sein Musiktheater, sein Musikschulwerk, seine Kulturinstitutionen stolz sein.

Aber da kommt noch eine gewisse Eifersucht dazu. Stelzer gegen Luger oder umgekehrt. Spieglein Spieglein an der Wand, wer hat mehr für Kultur übrig?

Kunst und Kultur kosten aber Geld, eine Binsenwahrheit.

In einer Zeit der Nulldefizite, der Reduktionen, der Sparstifte, aber auch der Sparefrohs suchen beide Geld und die Kultur ist immer ein lohnendes Angriffsziel. Und wahr ist auch, dass Verfilzungen der Budgetflüsse zwischen Stadt und Land Realität sind. Diese zu bereinigen ist durchaus positiv.

Nur, es ist eine Frage intelligenter „Umwegrentabilität“. Was gewinne, was zerstöre ich?

Jetzt also der Linzer Häuptling.

Er kündigt den Theatervertrag! Dadurch gewinnt er 5 Mio., sagt er.

Ich habe das in meiner Ex-Funktion schon mehrmals durchgerechnet und kam dabei nie auf diese glücksverheißende Zahl.

Stefan Gigler, Fraktionsvorsitzender der SPÖ in Linz wird so in den OÖN 14.11. zitiert

Angesichts eines 5,7 Milliarden Euro schweren Budgets könnten nicht die sieben Millionen Euro der Stadt Linz die Zukunft der Kulturstandorte gefährden, sagte Giegler, und weiter: „Wenn dem so wäre, dann hätte sich das Land mit den Standorten an der Blumau und an der Promenade offenbar massiv überfordert, oder es steht um die Landesfinanzen sehr viel schlechter als bislang kolportiert.“

Fazit des SP-Fraktionsvorsitzenden Giegler: „Offenbar will man an den Verflechtungen nichts ändern, weil am Ende des Tages das Land der große Nutznießer ist.“

Gut gesagt, granteln, siehe eingangs!

Hat Luger die 10 Brucknerorchesterkonzerte, die im Vertrag eingeschlossen sind, berechnet, und das kostenlose Dirigat des Chefdirigenten (5-7) ?

Wie auch immer – bleibt eine böse Vision:

Das BOL ist plötzlich nur zum Marktwert zu haben, also teurer als im Vertrag.

Es zieht sich als Orchester aus dem Abonnement zurück und übersiedelt in das Musiktheater.

Das Brucknerhaus hat sein Orchester verloren und bleibt eine Hütte kultureller Nebensächlichkeiten. Allenfalls bietet sich noch, ähnlich wie in Moses und Aaron von Arnold Schönberg, ein Tanz um das goldene Kalb, in diesem Fall die neue Orgel an.

Die Ars electronica muss die Stadt auch selbst bezahlen, aber Mehrkosten kann man letztlich kürzen.

Wenn die angeblichen 5 Mio. es wert sind, dass man ein Image zerstört, dann lieber Luger, lass Dich nicht aufhalten, die Blauen werden Dir helfen.

Beethoven lässt in der Oper „Fidelio“ seinen Kerkermeister Rocco eine klare Erkenntnis in Sachen Geld singen: „Hat man nicht auch Geld beineben, kann man nicht ganz glücklich sein!“

Wie gesagt, es geht aber nicht um 5 Mio, es geht  um viel mehr.

Hoffentlich ist die Zeit des mit den Schuhen à la Chrustschow auf den Tisch hauend, auch wieder einmal vorbei.