Wolfgang Winkler

Kunst und Kultur !

Sandburgen

8. 12 2015

Die Medien sind voll von den Problemen mit einer neuen Völkerwanderung, an deren Entstehen wir nicht geringen Anteil haben. Starke, gleichzeitig eigentlich hilflos erscheinende Worte fallen, von kriegsähnlichen Zuständen wird gesprochen, die Verunsicherung steigt – womit ein Ziel jener, die die Instabilität Europas zum Ziel haben, erreicht ist.

Wenn erst die Frage auftaucht, ob wir noch Weihnachten feiern dürfen, ob wir noch positive Gedanken äußern dürfen, ob wir noch lachen dürfen, dann ist das ein alarmierendes Zeichen für die Verunsicherung unsererGesellschaft.

Das Gegenmittel heißt Selbstbewusstsein.

Zu wünschen wäre mehr Analysefähigkeit, damit Wahlen, wie sie zur Zeit in Frankreich das Thema bestimmen, nicht so ausgehen wie sie auszugehen scheinen. Die Anbetung all jener, die für den Zustand unserer Gesellschaft rein verbale Patentrezepte, nach dem Motto: " wir sind uns selbst genug und der Mittelpunkt der Welt"! anbieten, ohne den Beweis antreten zu müssen, hat nur in Zeiten wie diesen Konjunktur.

Andere Baustelle, kleiner, scheinbar unbedeutender, und doch genauso wichtig.

Im Sand sitzen, an einem frischen Getränk schlürfen, die Augen geschlossen halten, um von den Malediven oder einem anderen weißen Strand zu träumen, sich von Musik umschmeicheln lassen ist jedermanns Wunsch und auch Recht.

Das Zauberwort dazu heißt chillen.

Auch ich chille gerne. Cool down. Nur der Ort muss passen.

Das Ungustiöse bei der sogenannten Sandburg vor dem Brucknerhaus ist nicht die Sandburg an sich, sondern das unverfrorene Zerstören einer Kunstlandschaft rund um das Brucknerhaus, die bewusst so gedacht und geplant wurde: offen, frei.

Sie ist nachhaltig von der unglaublich dämlichen Architektur des Bretterverschlages zerstört. Auch wenn kein Betrieb im Sand ist, ist der Zugang zur Kasse des Hauses eine ästhetische Zumutung.

Paoluzzis Skulptur im Zentrum des Geschehens wird vergewaltigt und ihrer Wirkung im freien Raum beraubt. Sie dient jetzt, in ihrer neuen Funktion, Kindern als Kletterberg und Abstellfläche für alles Mögliche.

Paoluzzis Skulptur als Gefangene einer hirnlosen Unterhaltungsmaschinerie.

Man stelle sich den Stephansdom in Wien als Markthalle oder die Mona Lisa im Louvre in Paris mit Bart vor, weil es gerade lustig und opportun erscheint. Aus Linzer Sicht könnte ich mir noch mehrere Sandburgen in Linz vorstellen. Wie wäre es mit dem Pöstlingberg, dem Hauptplatz oder gar dem Urfahraner Marktgelände, natürlich nur außerhalb der Marktzeit.

Der Skandal ist die Instinktlosigkeit und Unsensibilität der Politik, die aus Opportunismus – die Wahlen standen vor der Tür, inner-magistrale Deals mögen mitgespielt haben – dieses Vergehen an Kunst und Kultur zugelassen haben, wenn sie es nicht sogar selbst initiiert haben.

Es wurde und wird immer wieder von der Belebung des Donauufergeländes in Linz geredet und das mit Recht. Aber direkt vor dem Brucknerhaus ist der Beginn einer solchen Initiative falsch, beleidigend und kurzsichtig.

Einer der wesentlichen Ideenbringer für diese Kulturlandschaft ist Helmut Gsöllpointner: Forum Metall, Forum Design, Rektor der Kunsthochschule, jetzt Kunstuniversität Linz (77-81) Stahlkünstler, Bildhauer, Lehrer.

Er meldet sich unterstützt von Vielen zu Wort:


                                    Helmuth Gsöllpointner

                      

                                   Petition an die Stdat Linz



              Das Brucknerhaus ist ein europäisches Archtekturjuwel



Der finnische Architekt Heikki Siren hat den Bau so in die grüne Umgebung des Donauparkes konzipiert, dass es durch sein rundes Foyer mit der Donau und der dahinter liegenden Landschaft korrespondiert.


Durch die in unmittlebarer Nähe angebrachte Vergnügungsanlage "Sandburg" mit ihren Hütten, Containern, Stapeln von Liegestühlen, Duschen und Mülleimern wird die Architektur in unerträglicher Weise gestört. Die untere Terasse des Gebäudes ist mit  Sitzgelegenheiten aus Europapaletten vollgeräumt.


Der englische Bildhauer Sir Eduard Paolozzi hat dem Genius loci anlässlich der Veranstaltung Forum Metall die Stahlplastik


                                 Hommage à Bruckner


gewidmet. Die Plastik wurde für die Grünfläche neben dem Brucknerhaus geplant. Von den Gastronomiebetreibern wurde sie jetzt zur Hälfte von Holzstegen eingefasst, der Rest liegt im aufgeschütteten Sand. Während des Betriebes dient sie als Ablage für Strandutensilien, leere Dosen und Flaschen sowie als Unterlage für die Sandspiele der Kinder.


Die Unterzeichneten richten daher die Bitte an die Stadtverwaltung von Linz, die Sandanlag an einen anderen Ort zu verlegen, um einen längerfristigen und überregionalen kulturellen  Imageschaden zu vermeiden.

 

Dem ist nichts hinzuzufügen. Die Unterzeichner liegen auf, es sind prominente Persönlichkeiten aus Linz.

Wir amüsieren uns zu Tode. Thomas Rothschild nannte das in seinem Buch „relax and enjoy“ „Die totale Infantilisierung“.

Ihr Kommentar in meinem Gästebuch....

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