Wolfgang Winkler

ORF

sparen am Kern

30. 6 2013

80 Millionen muss der ORF einsparen, wird ihm von der Regierung verordnet. Der Schluss liegt nahe: Du mir geben Einfluss, dann ich Dir geben Geld.

Wohlverhalten ist angesagt.

Einsparungen müssen automatisch, in immer wiederkehrender Schlichtheit und Einfältigkeit der Argumentation, auf Kosten der Kultur und des Kulturauftrages des ORF gehen.

Ich frage mich, wer die Formulierung des Kulturauftrages des ORF wirklich kennt, Nachzulesen wäre sie etwa bei Zeiler oder anderen Generalintendanten oder -direktoren.

Sie ist so abgefasst, das weder das RSO, noch der Bachmannpreis noch andere Kulturveranstaltungen angeführt sind, aber jede Interpretation ist möglich.

Jeder darf sich empören, und in den genannten Fällen kann man wunderbar Emotion erzeugen.

Es dürfte wenig bekannt sein, dass sich die Länder in unterschiedlicher Höhe an den ORF Gebühren bereichern und dass es gesetzliche Regelungen gibt, die Teile der Gesellschaft von den Gebühren befreit. Letzteres ist richtig und wichtig, nur nicht die Sache des ORF. Wenn also der Staat diese Gebühren nicht mehr ersetzt um den ORF zu erpressen, dann ist das politisch gesehen fragwürdig und verzerrender Wettbewerb.

Empören wir uns also auch in diese Richtung.

Man muss den Eindruck gewinnen, dass der Staat sein liebstes Spielzeug, den ORF, eigentlich lieber zerschlagen, wenigstens aber ordentlich quälen möchte

Aber das ist eine Unterstellung.

Anders betrachtet: Das Volksbegehren, ORF 1964, hat ihn kurzfristig aus der politischen Begehrlichkeit gerettet, Bacher hat in der Folge ein Hochglanzunternehmen gemacht.

Nur um wiedergewählt zu werden musste er dem Zentralbetriebsrat, der bei der Wahl entscheidend mitzureden hatte und hat, etwas anbieten. Die logische Folge war ein Unternehmen, das immer dicker wurde und die Pfründe der Mitarbeiter immer besser.

Die achtzig Millionen sind vom Staat gestohlenes Geld, nur sie sind auch ein Symbol für die aktuelle Situation.

Entstanden ist ein aufgeblähter Apparat, der heute nicht mehr zeitgemäß ist. Von Betriebsräten hört man allerdings nie konstruktives für das Unternehmen.

Natürlich ist die Struktur des ORF kritisierbar. Es muss die Frage erlaubt sein, ob das RSO nicht am Markt zu viel ist. Kann man den Bachmannpreis auch anders organisieren und finanzieren? Gleiches gilt für das Musikprotokoll im Steirischen Herbst. Und, und....Alles was in Österreich zum zweiten Mal stattfindet wird zur Tradition und Traditonen diskutiert man nicht.

Letztlich kommen mir alle Beteiligten, der Stiftungsrat, der Betriebsrat, die Printmedien und die Politik, wie kommunizierende Gefäße vor. Keiner traut sich eine offene Analyse mit möglichen Modellen zu machen, denn jeder ist sich selbst am nächsten.

Ihr Kommentar in meinem Gästebuch....

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