Wolfgang Winkler

Österreich_feeling

31. 7 2012

Um es mit Georg Kreisler zu sagen:

ich fühl mich nicht zu Hause,
zu Hause,
zu Hause
Ich spür s in allen Poren
auch wenn ich hier zu Hause bin
ich fühl mich nicht zu Hause,
zu Hause
zu Hause
ich hab hier nichts verloren,
doch wo soll ich denn hin?

Ich bin geborener, gelernter Österreicher und liebe dieses komische, kleine  Land mit einer Hauptstadt, die in glorioser Zeit die Hauptstadt eines großen Reiches war und heute viel zu groß für dieses Land, aber wenigstens geschichtsträchtig, also tourismustauglich, ist.
Dieses Land, das sich einbildet, das Musikland schlechthin zu sein und dabei andere, mindestens eben so wichtige, einfach ausblendet.
Dieses Land der Blender und Ausblender.
Dieses Land, das sich erfolgreich ein paar Jahrzehnte in der Rolle des Opfers des eigenen Landmannes fühlen durfte, um sich so Verantwortung zu ersparen.
Dieses Land der Grassers, der Strassers, der Grafen und deren Ehefrauen, der Selbstbediener im Laden Österreich.
Sie alle bekommen wahrscheinlich von gewissen Medien bezahlt für die vielen Titelseiten, die sie ermöglichen und damit das Bild Österreichs mitprägen.

Ich frage mich, siehe Kreisler, muss ich das  lieben.

Ich fühl mich nicht zu Hause...

Ich liebe dieses Land, in dem manche Politiker, die dummerweise an der Rampe stehen und Verantwortung tragen oder tragen sollten, als Heilmittel souverän durchgehen würden.

Bei zu tiefem Blutdruck empfehle ich den Umgang mit der Kärntner  Politikerkaste, die  das Land Kärnten als Erbpacht betrachtet und dabei ethische Regeln politischen Lebens ad absurdum führt.

Was ist schon Ethik oder auch nur gutes Benehmen.

Bei zu hohem Blutdruck darf ich ihre Aufmerksamkeit nach Wien lenken. Die Einigkeit, mit der sich die Koalitionspartner in der Öffentlichkeit begegnen, hat sedative Wirkung.
Und Entscheidungen lassen wir in Zukunft ohnehin dem Wahlvolk in Form von Volksabstimmungen.

Wozu , so frage ich mich , haben wir dann die kostspielige Partie?

Ich fühl mich nicht zu Hause..
Zu Hause

Dann ist da noch das Österreich der Eitelkeiten. Salzburg, die Stadt, in der das Kleid von Frau Rabl Stadler und ihren Freundinnen anscheinend wichtiger ist als die Kunst, die sich vielleicht hinter deren Decolleté versteckt.
Gut ist automatisch was einen großen Namen trägt. Der Künstler kann dafür meist nichts, die Jedermanngesellschaft will es so.

Österreichs next Wichtigtuer, das ist es was die Seelen bewegt.
 
Oder Pröllandien, auch Niederösterreich genannt. 
Oder andere, Eitelkeit und Selbstüberschätzung ist überall.

Und doch, es gibt auch ein anderes Österreich.
Kennen sie Nyaci Serdar  Sariciftci oder Anton Zeilinger oder Walter Wippersberg oder  andere Visionäre der Kunst, der Wissenschaft, andere Helden des täglichen Lebens?

Sie sind es, die das Bild von Österreich nachhaltig prägen.
Sie sollten sie kennen.
Sie werden nur verdeckt von den oben Genannten, den Lauten, den Vordergründigen, den Gauklern unsrer Gesellschaft.

Also doch

So fühl ich mich zu Hause
Zu Hause

Ihr Kommentar in meinem Gästebuch....

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