Es ist offiziell - man hätte es auch ahnen können: die einzige Frau ist aus der oö. Regierung hinausgekippt worden, einfach, um alte Machtmuster zu erhalten.
Die ÖVP hat sich einmal mehr als eine Gruppe machtgeiler Bünde präsentiert, als Partei, die ein gemeinsames Interesse nicht formulieren und leben kann.
Die ehemalige Kirchen– und Bauernpartei des 19. Jahrhunderts hat nicht viel dazu gelernt.
Natürlich haben auch alle anderen Parteien ihre Interessengruppen, die der Spitze das Leben durchaus schwer machen können.
Entholzer, privat ein absolut integrer Mensch, geht wie in Trance, anscheinend gelähmt, durch die politische Realität. Soll er zurücktreten oder soll er nicht. Soll er noch bis in den Jänner bleiben und dann verkünden, dass er doch den Karren aus dem Dreck fahren wird?
Wer sonst ?
Muss er das Symbol einer Partei der Ideenlosigkeit, der Bewegungslosigkeit, des Stillstandes – soll er das Symbol des Verlierens bleiben oder soll erzurücktreten?
Diese jetzige Behandlung hat er, als Privatmann,nicht verdient, als Politiker ist er daran beteiligt.
Das Dilemma ist personell begründet. Wo ist der Nachfolger? Forsterleitner, Vize in Linz, will nicht. Der Name Frank Schneider, immer eine Alternative, zumindest in der Gerüchtebörse, taucht nicht einmal mehr auf.
Denkbare Frauen, z.B. Sonja Ablinger, hat auch diese Partei schon unelegant hinauskomplimentiert.
Der Hinweis Pühringers, dass auch andere Parteien Probleme mit den Frauen hätten, ist so besehen zwar richtig, aber doch ein hilfloses Ablenkungsmanöver. Im Fokus steht die ÖVP und damit er als ihr Leithammel.
Das Problem hätte er durch seinen Rücktritt lösen können.
Was will Pühringer noch auf der politischen Bühne?
Er hat für seine Partei die Wahl noch einigermaßen halten können. Ohne ihn wäre der Verlust noch schmerzlicher geworden.
Er hat Stelzer als Nachfolger!
Er hat OÖ in seiner Zeit dominiert und das meist durchaus akzeptabel.
Er wäre mittlerweile erwachsen genug, ein Leben ohne direkte Macht auszuhalten. Und eine Beschäftigung, um nicht „Papa ante portas“ spielen zu müssen, wird er sicher finden.
Warum also?
Was kann er in den maximal zwei Jahren, die er noch als LH hat, noch bewerkstelligen. Will er Stelzer schützen – wovor?
Warum quält er sich mit einem Partner, den er nicht wirklich wollte, in einer Regierungsübereinkunft, die er auch nicht wirklich wollte?
Den angeblich so mächtigen Bauernbund mit seinem Obmann Jakob Auer wird er auch nicht mehr mit der Industrielobby zusammenbringen und mit den Frauen schon gar nicht.
Letztere an der Macht teilhaben zu lassen kommt für manche Männer, so scheint es, einer Kastration gleich.
DieFrauendiskussion übertönt im Moment aber auch die Tatsache, dass sich unsere Gesellschaft in ganz Europa nach rechts bewegt, dass die Sozialdemokratie ihre Eigendefinition sucht und nicht findet.
Bei allem Respekt ist die eigentliche Frage doch die Neuorientierung, die Ablösung einer alten Truppe, die gerade noch einmal gute Dienste zu leisten imstande war (Häupl, Pühringer u.a.m.), und die Suche nach Jüngeren, die bereit sind zu glauben, dass sich Politik nicht nur mehr im Facebook abspielt, sondern dass die Persönlichkeit nicht aus der Mode gekommen ist.
Aber wie sagte schon Albert Einstein: „Zwei Dinge sind unendlich - das Universum und die menschliche Dummheit. Beim Universum bin ich mir allerdings noch nicht sicher!“
Copyright © Wolfgang Winkler 2003-2012. Webdesign: DCP.Gilligsberger. Protected and licensed under a Creative Commons License.