Wolfgang Winkler

Das Feigenblatt

Des Österreichers liebstes Kleidungsstück

10. 1 2010

Des Österreichers liebstes Kleidungsstück scheint das Feigenblatt zu sein – zumindest bei passenden Gelegenheiten.

Eine Definition des Begriffes fällig ?

Als Metapher bezeichnet das Feigenblatt einen Gegenstand, der vor einen anderen Gegenstand gestellt ist, um diesen in der Absicht zu verbergen, dessen moralisch angreifbare Eigenschaft nicht gewahr werden zu lassen. "Jemandem oder etwas ein Feigenblatt umzuhängen" hat umgangssprachlich die Bedeutung der unvollständigen oder notdürftigen Verdeckung eines obszönen oder unschicklichen Sachverhaltes. Vorzugsweise ist der Ausdruck abwertend gemeint im Sinne eines Ablenkungsmanövers, das den wahren Sachverhalt scheinheilig verschleiern soll und hat hierbei eine Nähe zu dem Ausdruck "einen Deckmantel umhängen".

Nach dem 2. Weltkrieg wurde uns die Rolle des Opfers zugeschoben und wir nahmen sie dankbar an. Sie erlaubte uns bei den üblichen Schuldzuweisungsprozessen in der ersten Reihe zu sitzen und gelassen zuzusehen. Das Feigenblatt des Vergessens und das Ausweichen vor einer Verantwortung kamen uns mehr als entgegen. Wir konnten zum Normalbetrieb unter neuen Voraussetzungen zurückkehren.

Begnadet für das Schöne. Als Beispiel:

Furtwängler dirigierte in den letzten Kriegstagen die Wiener Philharmoniker mit Mozart und Bruckner. Genau dieses Programm dirigierte er ein paar Monate nach dem Krieg für das neue Österreich.

Es dauerte lang bis an dieser Haltung Zweifel auftauchten und mehr und mehr öffentlich ausgesprochen wurden.

Und heute?

Wenn Herr Strache laut und deutlich Forderungen nach allen möglichen Ämtern erheben darf und seine Partei einen erheblichen Prozentsatz der Österreicher anspricht, kann man das nicht leicht nehmen. Es ist die Meinung eines Teils der Österreicher und damit ein Teil dessen was man als österreichisch bezeichnen muss. Wenn wir darüber schimpfen, schimpfen wir über uns selbst.

Man könnte auch sagen, sein Erfolg ist der Spiegel des Schwächelns der anderen Seite des Österreichischen.

Nahezu wollüstig sitzen wir vorden Seitenblicken oder lesen im Überfluss vorhandene, oft glänzende Druckprodukte, die uns die Skandale frei Haus liefern.

Schlecht ist die Welt , wir aber nicht.

Die Möpse Fionas überdecken im Blätterwald locker die eigentlichen Umtriebe ihres Göttlichen, bei aller Unschuldsvermutung – Meindl – what else!

Hypobank Kärnten? Wie oft darf ein Landeshauptmann das als Erfolgsgeschichte bezeichnen?

Elstner?

Wenn der erste Run auf den Skandal vorbei ist, was wissen wir wirklich über den Ausgang der Geschichte? Feigenblatt?

Andere Krisen, wie Weltwirtschaft oder Klima, halten an den Grenzen Österreichs. Österreich ist anders.

Normalerweise wird das Feigenblatt an Körperstellen verwendet, wohl um bei ihm die Relativität seiner Männlichkeit und bei ihr die unterste Grenze möglicher Bekleidung, bei gerade noch vorhandener Erotik, anzudeuten.

In Österreich scheint es manchmal vor dem Hirn zu sein.

Ihr Kommentar in meinem Gästebuch....

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