Wolfgang Winkler

durchscheinend- nackt

der gläserne Mensch

24. 1 2014

Wir sind in wieder in den Urzustand zurückgeführt worden – wir sind wieder nackt wie Adam und Eva in der Bibel oder irgendein frühmenschlicher Vorfahre, der gerade mal aufrecht gehen kann.

Heute sagt man nicht nackt, sondern gläsern.

Plastikkarten sind wie ein GPS unserer Lebensgewohnheiten für alle, die es interessieren könnte. Die Werbung z.B..

Wie zahlen wir,was zahlen wir, wo zahlen wir, wie oft zahlen wir, wie viel Geld setzen wir in Umlauf?

Die Werbung zieht die Schlüsse aus unseren Gewohnheiten, Vorlieben, erstellt unser Profil.

Oder Kundenkarten. Mehrheitlich Damen haben immer zu viele in der Geldtasche. Jede einzelne erzählt eine Geschichte der Verwendung.

Oder die social media, wie Facebook, Twitter und andere!

Millionen von Teilnehmern erzählen sich in aller Offenheit, dass sie gerade auf der Toilette sitzen oder in den Urlaub fahren oder mit der/dem Partner gebrochen haben oder andere herzzerfetzende Umstände ihres Lebens. Man kotzt Intimitäten, die nicht wirklich allgemein interessant sind.

Der Schreiber meint damit interessant zu sein. Es hilft ihm wahrscheinlich, sein in der Masse ramponiertes Selbstbewusstsein aufzumöbeln.


Umkehrbar ist das alles nicht mehr.

Ich muss ja nicht mitmachen - sagt mancher, ganz Individualität. Gesamt gesehen hat er aber keine Chance, sich dem Gläsernen zu entziehen.

Genau so wenig änderbar wie die NSA in Amerika, die täglich eine ungeheure Anzahl von Telefonaten im Dienste nationaler Sicherheit checkt. Wir sind empört. Vergessen aber, dass wir umgekehrt genauso neugierig sind.

Präsident Obama meint dazu in einem Interview nur treuherzig, dass er befreundete Staatschefs, so z.B.Mutti Merkel auslasse.

Eigentlich beleidigend - was ist mit mir?

Warum muss ich mich damit trösten, dass ich aller Wahrscheinlichkeit ein zu kleiner Wurm bin, als dass sich Amerika für mich interessieren könnte. Ich könnt ihnen schon was erzählen!

Aber wie gesagt, man muss ja nicht mitmachen. Dann ist die Gefahr des Gläsernen nicht gegeben.

Wenn Naivität weh täte.....

Es gibt dazu auch die österreichische Abart des Lächerlichen – die E-card. - ein durchaus nützliches Instrument, den Arztbesuch zu entbürokratisieren - glaubt man.

Kommt doch da der Stöger, in seiner Eigenschaft als Gesundheitsminister, auf die perfide Idee, dieses System ausbauen zu wollen. In Zukunft kann der Arzt auch die Diagnosen und die Medikation seiner Kollegen lesen und muss sich nicht auf die unverlässlichen Angaben des Patienten verlassen. Der Stöger meint, man könne damit das Gesundheitssystem auch effizienter im Sinne des Patienten machen.

Ja aber hallo, also das gehtzu weit.

Einige haben Angst, man könne sie mit Hilfe dieser Teufelskarte der Impotenz überführen oder - im weiblichen Falle - der Verwendung von die Schwerkraft überwindenden Silikoneinlagen oder von Botox am falschen Ort.

Ärzte wiederum haben offensichtlich Angst, dass der Kollege sich über die Medikation wundern könnte und damit die Aussichten, einmal in der Zeitschrift News als bester Arzt genannt zu werden, torpediert.

Diese Art des Gläsernen geht entschieden zu weit. Schließlich haben wir ein Recht auf eine Privatheit.

Da könnt ja jeder kommen, was geht meine Gesundheit die anderen an. Meine Innereien sind meine Innereien, mein Viagra ist mein Viagra.

Angst fressen Denken auf.

Ihr Kommentar in meinem Gästebuch....

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