Gestriges in neuen Kleidern
OÖN zieht ein neues Gewand an
7. 3 2012
Lieber Gerald, liebe sonstige Verantwortliche,
mit großem Getöse wurde gestern im Designcenter das neue Outfit der OÖN vorgestellt. Stilistisch den pompösen Selbstdarstellungen der Linzer Banken nicht unähnlich, aber doch nicht ganz so pompös, redete man einen Abend lang, was nicht alles völlig neu zu sehen wäre.
Der Herausgeber z.B., Herr Cuturi, ließ sich zu der stilvollen Bemerkung hinreißen, dass es in Zukunft einen männlichen Teil mit den Themen Wirtschaft, Politik und Sport und einen weiblichen Teil geben werde. Er tat gut daran, nicht auszuführen, welchen geistigen Höhenflug man den Frauen zutrauen könne - Kreuzworträtsel, Schönheit und vielleicht noch ein bisschen Kultur, wenngleich das schon an die Grenzen gehen könnte.
Mutig gebrüllt und doch daneben.
Vielleicht hat er es aber gar nicht so gemeint - vielleicht ...!!!
Vielleicht war es nur ungeschickt.
Was mir an dieser Stelle abging, war ein kollektives weibliches Pfeifkonzert. Die Äußerungen der Damen an den Tischen ließen nichts zu wünschen übrig, aber ein bisschen Aktion wäre schön und vor allem angebracht gewesen.
Dann endlich, nach einer unsinnigen, weil nicht nachvollziehbaren Rede von Frau Betz von der Anton Bruckner Privatuniversität war der Augenblick der Wahrheit endlich da, die neuen OÖN wurden ausgeteilt. Noch im Vorfeld hast du vollmundig erklärt, dass in Zukunft die leichtere Lesbarkeit dadurch gegeben wäre, dass jede Seite eine aktuelle Hauptgeschichte, und die dafür ausführlicher, haben werde.
Und dann machst du deinen ganzen Stolz, die neuen OÖN, mit einer uralten Geschichte auf, die darüber hinaus nur ca. 10% deiner Leser interessiert.
Franz Welser-Möst dirigiert nicht die Eröffnung des neuen Musiktheaters.
Lieber Gerald, deine Freundschaft zu Welser-Möst in Ehren, aber das ist seit vergangenem Jahr bereits bekannt und auch gegessen.
Welser-Möst selbst hat mir gesagt, dass seine Interessen an der Staatsoper und in Cleveland liegen. Er kommt sehr gerne als Gast gelegentlich nach Linz, aber mehr kann er gar nicht machen.
Er ist ein internationaler Star und grandioser Musiker, der nicht so recht für journalistisches Kleingeld von lokaler Bedeutung geeignet ist.
Es ist eine alte Geschichte: Kleider machen zwar angeblich Leute, aber aus einem schlichten Geist wird auch durch einen schönen Anzug kein Intelligenzprotz. Oder anders ausgedrückt: Auch die mehrmalige Wiederholung von alten Kalauern macht keinen guten Aufmacher.
Gerald, nicht böse sein, warum? Wo doch die Zeitung so schön neu ist.
Gerald, z.B. trink das.
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