Wolfgang Winkler

Lied von der Quote

11. 10 2007

Ich entschuldige mich, solange nichts von mir gegeben zu haben, aber andere berufliche Dinge wie z.B. das Brucknerfest, dass sehr erfolgreich vorübergegangen ist, hielten mich davon ab. Erst die jüngst wieder einmal aufgeflammte Debatte über den Quotenverlust (= weniger Zuseher als im Vergleichszeitraum) erweckten in mir einige grundsätzliche Gedanken zum Thema.
Vorweg: Quoten sind für viele Unternehmen, wie die Medien, zweifellos wichtige Gradmesser ihrer Wirtschaftlichkeit und ihrer Akzeptanz. Zwischen den Werbeeinnahmen und besagten Quoten besteht ein sensibles Verhältnis. Bei anderen wirtschaftlichen Unternehmen ist es  wesentlich für strategische Maßnahmen zu wissen, ob das Produkt die Mehrheit des Marktes erreicht oder nicht.
Bei Kulturinstitutionen allerdings ist die Lage diffiziler. Quoten werden in diesem Bereich mit der größten Selbstverständlichkeit, aber auch Einfalt, mit Qualität gleichgesetzt.  Es gibt eine einfach nachvollziehbare Gleichung. Wenn Quote gleichbedeutend mit Qualität ist, dann sind Sendungen wie der Musikantenstadl das kulturell Optimale unserer Welt. So einfach ist das aber nicht. Linz hat laut der österreichischen Statistik mit allen Städten rund um Linz einen Lebensraum von 330.000 Einwohnern. Davon sind, so die Statistik, rund 10 % für Kultur grundsätzlich ansprechbar. Natürlich ist das eine unscharfe Grenze, denn wer sagt mir jetzt die Definition dessen was Kultur sein soll !?
Von diesen 10 %, also 33.000 Personen, sind rund 7.000 bis 8.000 letztlich zur Kultur hin bewegbar. Ein kleiner Markt ! Wenn man beispielsweise in einem großen Saal  "Neue Musik" aufführt, so hat man einen Markt von ca. 300 Interessenten in Linz, wovon naturgemäß maximal ein Drittel zum Konzert kommt. 100 Personen aber in einem großen Saal wirken irgendwie verloren.
Wie gesagt das ist ein Zahlenspiel aus der Realität, das aber, noch einmal sei es gesagt, nichts über die Qualität aussagt.
Die ganze, in regelmässigen Abständen auftauchende erregte Debatte lässt immer wieder den Schluss zu, dass Besucherzahlen eine Aussagekraft für die Qualität des Gebotenen sind. Natürlich ist die Akzeptanz durch das Publikum ein Hinweis, aber eben nur einer ! Wenn man eine Ausstellung macht, bei der die Versendung des Kataloges oder ein Konzert bei der die Versendung der CD billiger ist, ist naturgemäß das Thema zu hinterfragen.
Nur mediales Gesäusel aber, das letztlich nicht konstruktiv ist, ist vielleicht doch ein bisschen wenig !


11.10.2007

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