Wolfgang Winkler

Stammelei der Sprache

14. 11 2012

Ich war heute in der Sauna, wie öfter am Sonntag vormittag. In der Gemischten. Nicht aus voyeuristischen Gründen, denn wer jemals dort war, wird mir bestätigen, dass die Schaulust in einer Sauna auf minus neutral gestellt wird, und so ist es auch gut. Außer um die Leibesmitte stark angewachsene Männerkörper, deren weibliche Pendants und Hitze gibt es nichts, sicher nicht auch nur annähernd Erotisches. Der Vorteil des gemeinsamen Schwitzens ist, dass beide Geschlechter sich bei ihren Witzen stark zurückhalten und nur harmlose, wenn überhaupt, zum Besten geben.
Was sonst also.
Die Aufforderung in der Saunakammer den Mund zu halten negieren die Männer mindestens so wie die Frauen. Es wird heftig das verbale Spiel, wer ist der größere Held, gespielt. Es erinnert mich an den von mir so genannten Wartezimmerpoker bei Ärzten bei dem es darum ging bei welcher Wartenden die Temperatur von knapp 37 Grad oder ähnlich schwierige Situationen schwerer wiegt.
Es geht um Heldentum. Es geht darum sich selbst und andere staunen zu lassen, was man nicht alles gemacht hat, wie man die Welt im Griff hat und was man sich leisten kann. Mich wundert warum die überbezahlten und doch so erfolglosen Bankmanager nicht in die Sauna kommen. Hier sitzen die Experten wie Hühner auf der Stange und schwitzen.
Es nicht verwunderlich, wenn man die Medien verfolgt.
Es wird nur in Superlativen der Sprache geschrieben und geredet und gedacht. Die feinen Zwischentöne, die Farbschattierungen der Sprache sind immer mehr nicht  vorhanden. Wir nehmen offensichtlich nur den Superlativ wahr.
Wir steigern ja auch das Wort „kein“ zu „keinster“.
Kein bedeutet nichts und nichts kann man nicht steigern.
Aber ohne den Versuch alles nach oben zu konvertieren, können wir nicht mehr denken. Nichts gegen oben, aber wenn dann das Fundament abhanden kommt wird es einfach dumm.
Wenn ein junger Fußballer erstmals begriffen hat, dass der Ball rund ist, ist bereits ein Star und benimmt sich in der Folge auch so. Wenn einer die Geige schon virtuos halten kann ist zumindest ein zukünftiger Star usw.
Der SUPER Star Hermann Maier ist nachdenklich, las ich letztens in einem Medium, weil er nicht gewinnen kann. Warum, und er ist hier nur ein Beispiel, ist er ein Superstar? Er war ein sehr erfolgreicher Skirennfahrer, der jetzt langsam mit seinen Sponsoren den Ausstieg vorbereiten muss. Er hat Großes in seinem Beruf geleistet und muss jetzt den Nachdrückenden Jüngeren das Siegsstockerl überlassen. Jetzt ist er einfach ein Rennläufer, der demnächst den Beruf wechseln wird müssen.
So weit so banal.
Wir sollten die Dinge wieder mehr beim Namen nennen und versuchen einen Ausdruck zu finden. Die Verarmung de Sprache auf das unbedingt notwendige Gestammel: „ ich besser -Du nicht !“ kann nicht die Zukunft sein.

Ihr Kommentar in meinem Gästebuch....

Copyright © Wolfgang Winkler 2003-2012. Webdesign: DCP.Gilligsberger. Protected and licensed under a Creative Commons License.