Klischeewalzer

28. Februar 2019

Heute ist es also so weit. Angeblich – glaubt man den Medien- fiebert Österreich dem Ereignis des Jahres, dem Opernball, entgegen.

Schon möglich, und doch  unglaubwürdig.

Ganz Österreich?

Wie auch immer.

Ich persönlich stehe  dem Ereignis  völlig gleichgültig gegenüber. Neutral, wenn man so will.

Wenn jemand den Ball im TV verfolgen will, bitte, wenn jemand auf den Opernball geht, bitte. Wenn jemand sich für eine Gesellschaft verkleiden will, wenn Damen sich ein Duelle der Roben oder der Dekolletés geben wollen, bitte.

Puls 60 meinerseits.

Unruhig werde ich nur beim  Gedanken, dass man Österreich in der Welt mit dem Ball gleichsetzen könnte –  unter dem Motto, das ist Österreich – der Kongress tanzt noch immer.

Das wäre schmerzlich. Ein Klischee das sich Restösterreich, das heute nicht opernballig fiebert, nicht verdient hat.

Aber ich bin auch wieder gelassen, denn die Medien  senden ihre Botschaften  deutlich nach innen. Zum Heile unseres Selbstbewusstseins.

Wir können Skifahren, weil Marcel Hirscher es unglaublich kann.

Wir spielen in der Weltklasse des Tennis mit, weil Dominique Thiem spielt.

Wir, nicht er!

Wir sind der Mittelpunkt der Weltpolitik, scheint uns Kanzler Kurz permanent auszurichten.

Er spricht vertraulich mit Trump, küsst May, Juncker und Merkel, ist bei Konferenzen, egal worum es geht, Hauptsache international. Und die Medien zitieren  artig immer einen Satz, seine Einschätzung der jeweiligen politischen Situation.

Aber nur für die Österreicher. Er erklärt uns die Welt – brav:

Im Ausland wird das weniger bis gar nicht wahrgenommen, Die New York Times brachte wohl ein Portrait des Kurz´ anlässlich seiner Kurzaudienz im Weißen Haus. Die Franzosen, die Spanier oder, anders ausgedrückt, die Welt außerhalb Österreichs nimmt das maximal marginal zur Kenntnis.

Nebenbei drängt sich mir die Frage auf, warum wir eine Ausministerin haben – nur zum Knicksen? Aber das ist ein anderes Thema.

Die öffentliche Kommunikation, Zeitungen, Medien allgemein pumpen uns permanent mit Selbstbewusstsein voll. Opernball, Gabalier – der vielleicht weniger – Hirscher , Thiem und andere mehr.

Was ist mit Anton Zeilinger, mit Helmut Gsöllpoitner, mit Malern, mit Musikern? Was ist mit dem anderen viel wichtigeren Österreich

Wir sind schon eine Klischee – verliebte Nation.

Manchmal wäre es sinnvoll über den Tellerrand hinauszuschauen.

Das wirkt klärend. Auch auf die Tatsache dass wir nicht der Mittelpunkt der Welt sind, weder in der Politik, noch als Tänzer.

Aber, genießen sie den Opernball, es ist schön und wichtig zu träumen.

Aber halt nicht nur.

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