Ach liebe Mutter
8. Mai 2016
Pervertierte Gefühle
Im 19. Jahrhundert wollte eine Amerikanerin der Familie und damit der Mütter gedenken. Sie institutionalisierte einen Tag im Jahr für diesen Gedanken.
1924 hat auch Österreich die Idee aufgenommen und sich der weltweiten Chuzpe in Sachen Müttern angeschlossen.
2011 weiß den eigentlichen Grund für den Muttertag kaum jemand mehr, dafür um so mehr der Kommerz. Es werden ungeheure Summen umgesetzt. Wie zu Weihnachten, beim Valentinstag und, schwächer aber doch, beim Vatertag. Wir sind an diesen Tagen pflichtschuldigst gerührt und kaufen und kaufen.
Warum ich Chuzpe sage? Weil ein Tag im Jahr die Mutter ehren und entlasten soll, was so nicht funktionieren kann und ziemlich sinnfrei ist. 364 Tage kocht sie, putzt die Wohnung, erzieht, wie auch immer die Kinder, hat vielfach einen Beruf, und abends ist sie dann noch die Geliebte ihres Mannes. Nur an einem Tag wird sie ins Wirtshaus geschleift, muss essen, was angeboten wird in einer überfüllten Gastronomie Gleichgesinnter. Oder ihre Familie kocht, was sie an normalen Tagen des Jahres geflissentlich vermeidet, und auch heute vielleicht nicht tun sollte. In glücklichen Fällen räumt sie, die Familie, die Küche auch wieder auf. Ansonsten ist ja ab Montag wieder der Normalzustand erreicht.
Es hat etwas Irreales an sich. Eine Blume zwischendurch wäre entschieden besser.
Wie ätzte schon George Bernard Shaw treffend:
„Die Frau soll sein in der Küche eine Köchin, auf dem Parkett eine Dame und im Bett eine Hure. Nicht aber im Bett eine Köchin, auf dem Parkett eine Hure und im Bett eine Dame!“, so der englische Dichter.
364 Tage wenigstens gelegentliche Mithilfe wäre wünschenswert und anzustreben.
In diesem Sinne: Alles Gute zum Muttertag.
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