Jutta Skokan geht in Gmunden- Alarmstufe rot
27. August 2018
Seit 1997 ist Jutta Skokan zuerst Geschäftsführerin und dann künstlerische Leitung bei den Festspielen. Bis 20/21 hätte sie noch einen Vertrag, aber sie hat das Schiff vorzeitig verlassen. Es gibt offensichtlich Gründe dafür.
Auffassungsunterschiede in der Programmierung zwischen der Familie Mitterbauer und anderen Sponsoren und Jutta waren wohl ausschlaggebend für diesen Schritt.
Details des Richtungsstreits sind hier uninteressant, wichtig allein ist die Frage, was kommen wird: ein konventionelles klassisches Festival mit vielen, möglichst bekannten Musikern und der Garantie, dass sich das Publikum entspannt zurücklehnen kann und nicht mit wesentlichen Fragen der Literatur oder Architektur gequält wird?
Klassische Musik ist einfach schön und man kennt sie. Wohlfühl- Musikgezirpe, selbstverständlich auf höchstem Niveau.
Nur keine Überraschung.
Ein neuer Leiter wird per Agentur gesucht und der, in seiner Programmierung konventionellste, wohl genommen werden.
Eine Unterstellung meinerseits, aus tiefer Kenntnis der Branche.
Der mögliche Verlust eines inhaltlich besonderen Festes steht im Raum. Literaturschwerpunkte, Diskussionen und Musik – auch unbekannte und neuere, waren und sind gerade noch das Merkmal des Festes. Ein Lichtblick und ein alternatives Angebot im Salzkammergut..
Franz Schuh, Spiritus Rector der Festspiele hat das Programm positiv gebrandet – und natürlich auch terrorisiert. Zitat Schuh: „Ich steh ja auch auf dem Programm!“
Seine Eitelkeit unbedingt selbst auch bewundert zu werden, hatte manchmal negative Folgen.
Aber gleichviel: er ist wichtig, und der Verdacht, dass er mit Jutta gehen wird, liegt mehr als nahe.
Die Gmundner Festwochen haben ältere Wurzeln. Johannes Jokl, von sich überzeugter Sänger, versuchte 1987 ein Festival in Gmunden zu etablieren. Es fehlte ihm allerdings an Weitsicht in Sachen Kultur und Kulturentwicklung generell und speziell in Gmunden.
Ich kannte ihn über meine Tätigkeit beim ORF einigermaßen. Seine Vorstellungen gingen eher in die Richtung, sich selbst eine Plattform als Sänger zu schaffen.
Das musste schiefgehen.
Andere versuchten Festspiele zu machen, bevor Jutta Skokan in die Lage kam, ihre Vorstellungen umzusetzen. Kunst und Kultur sind immer Gratwanderungen zwischen den Vorstellungen der Politik, der Geldgeber und dem eigenem Anspruch an die Vorstellungen, was Kunst und Kultur zu sein habe.
Jutta hatte Ideen, sie kämpfte und war auch notgedrungen stur und manchmal beratungsresistent. Und sie hatte Franz Schuh, Intellektueller Österreichs, als Freund und Einflüsterer.
Wesentlich.
Denn so gelang der Umbau zu einem über die Grenzen der Stadt hinaus ausstrahlenden kulturellen Fixpunkt in einer Landschaft der Sommerfrischen, in der auch gedacht werden darf.
Wenn schon neu, so braucht es eine neue Idee und eine behutsame Diskussion über die neue Richtung der Gmundner Festwochen.
Ich hoffe, es geht in diese Richtung.
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