eine Weihnachtsgeschichte
5. Januar 2020
Es wurde über die Jahre zur Tradition zu Weihnachten. Abwechselnd in Linz oder Klagenfurt kochen mein Bruder und ich, Paul und Wolfgang, um es zu präzisieren, derweilen unsere Damen, Li und Elisabeth, in das jeweilige Zentrum der jeweiligen Stadt gehen. Sie plaudern mit Freunden oder wandern von einer Auslage zur anderen und freuen sich darüber, wenn sie überlegen, was sie alles hätten kaufen können und nicht gekauft haben.
Dabei ist Prosecco ein wichtiges Agens der Heiterkeit.
Der Grund war zu allererst, dass unsere Töchter, drei an der Zahl, ein liebenswertes „Trio infernal“ bildeten, und es so auf der Hand lag, dass man Bescherungen und andere weihnachtliche Rituale gemeinsam feiert und damit erträglicher macht.
Ganz abgesehen, dass wir uns grundsätzlich sehr gut verstanden – auch die „Alten“.
Ein anderer Grund war und ist, dass Paul und ich sehr gerne kochen und uns mit Recht, wie wir glauben, durchaus als Haubenköche der Amateurklasse bezeichnen.
Weniger geschwollen, wir kochen gern und gut.
Den Damen war´s recht. Sie kamen nach Hause und setzten sich zu Tisch, um zu genießen, was bei ihnen weihnachtliches Wohlgefühl auslöste.
Etwa ab Mitte November telefonierten wir, Paul und ich, um das Menu, zwar noch nicht zu fixieren, aber doch zu skizzieren.
Fisch, wenn ja welchen, Gans, Truthahn, welche Fülle für das Getier, welche Beilagen, welche Getränke zu welchem Gang und vor allem welches Menu an welchem Tag.
Das waren die Fragen, die unsere Gehirne in Schwingung versetzten, nicht hauptsächlich aber doch.
So ging es einige Jahre.
Dass wir älter wurden, merkten wir eines Tages daran, dass die ehemals kleinen Töchter sich schmuck herrichteten und fröhlich pfeifend mit den Müttern mitgingen, um am Prosecco zu nippen.
Für meine Christina und für Marion, die Älteste, war kochen ohnehin nicht unbedingt ein Anliegen. Paul und ich hatten also unsere Ruhe bei unserem nahezu künstlerischen Tun.
Aber Monika, auch genannt Motz, begann uns, anfangs unmerklich, einen Strich durch unsere Kochidylle zu machen. Sie bot an, kleine Vorbereitungen für uns zu machen, uns also zu helfen. Sie machte es gekonnt unauffällig und Küchenpersonal ist schließlich immer gefragt.
Der nächste Schritt war das dezente Fallenlassen von Vorschlägen.
Dann übernahm sie Teile des Menus in Eigenfabrikation. Vor- oder Nachspeisen z.B..
Paul war stolz auf seine Tochter, womit er recht hatte – sie war wirklich mehr als nur talentiert.
Und so kam es, wie es kommen musste.
In diesem Jahr war so weit. Paul rief mich an, wie gehabt, und meinte zum Menu, er habe es mit Motz abstimmt und die Freigabe bekommen. Wir würden wieder einkaufen gehen und ich würde meine Anteile am Menu wie immer mitbringen. Die Gesamtkoordination aber hatte Motz übernommen.
Es wäre noch zu erwähnen, dass das Trio infernal mittlerweile durch 4 entzückende „Terroristen“ zwischen 2 und 7 Jahren ersetzt wurde, was die Sache manchmal durchaus erheiterte.
Bleibt zu erwähnen, dass das Menu exzellent war und souverän vernascht wurde. Motz ist der Titel einer Amateur-Haubenköchin sicher nicht abzuerkennen.
Dass sich Frauen – Gott sei Dank – überall einmischen müssen und das Kommando übernehmen, ist dem Zeitgeist geschuldet.
Paul und ich sehen das mit Freude und entspannt.
Wir wurden nicht abgesetzt.
Wir dürfen weiterhin mitgestalten.
Aus einem kulinarischen Duett wurde zumindest ein Trio. Die, im Laufe der Zeit hinzu gekommenen Ehemänner noch gar nicht mitgerechnet.
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