Kultur ist Nebensache ?

7. Januar 2020

Nebensache Kunst und Kultur

Das Zeichen, das die neue Regierung in Sachen Kultur setzt, ist befremdlich. Kultur und Kunst werden in einem Staatssekretariat angesiedelt. Die so wichtigen Bereiche sind nicht ministrabel.

Ein Staatssekretär darf bei Ministerräten dabeisitzen und vermutlich auch etwas sagen. Er hat aber kein Budget und kann keine Weisung geben. Er ist also an Budget und Möglichkeiten amputiert und immer von seinem Minister, dem er zugeteilt ist, abhängig.

Österreich bezieht einen guten Teil seines Selbstbewusstseins aus verschiedenen Bereichen der Kunst und Kultur: Staatsoper, Burgtheater, Architektur, Museen, Jelinek, Handke, Haneke, Mörbisch, Bodensee, Erl, wenn nicht gerade über sexuelle Übergriffe geredet wird, und, nicht zu vergessen, die sehr lebendige Kultur in den Bundesländern.

Wir alle leben davon: Unser Selbstbewusstsein, unser Tourismus.

Ganz Österreich ist ergriffen, wenn die österreichische Staatskapelle am 1.1. des Jahres uns herrliche Melodien ins Ohr träufelt.

Nicht nur uns, sondern der ganzen Welt. Eine perfekt funktionierende Marketingmaschine für die Kunst von Österreich.

Es ist ein eklatantes Missverhältnis, wenn diese zutiefst österreichischen Lebensbereiche zweitklassig sein sollen.

Es geht nicht darum, Wirtschaft und Kultur gegeneinander aufzurechnen. Es geht um Gleichwertigkeit.

Der Wirtschaft ist es zu danken, dass es Österreich gut geht, dass es zu den reichsten Staaten gehört, dass wir einen im Vergleich unglaublichen Wohlstand leben dürfen.

Es geht dem Österreicher so gut, dass er nörgelnd aber zufrieden vor sich hinlebt und glaubt, dass das alles so sein müsse – es stehe ihm zu.

Bei der Kultur hat selbst der Nichtinteressierte eine dumpfe Ahnung, dass ihre Existenz doch etwas mit seinem Lebensgefühl zu tun hat.

Anton Kuh: „ I hob nix gegn´s Burgtheater, von aussen g´fallts ma eh ganz guat, und einigehn tua i eh net.“

Und Ulrike Lunacek?

Ob sie dem Amt gewachsen sein wird, wird die Zukunft weisen. Klar ist, dass es eine verbreitete Irrmeinung ist, dass ein Minister unbedingt der Experte in seinem Fach sein müsste.

Nein, er sollte grundsätzlich wissen worum es geht, er sollte ein Organisator sein, er sollte Menschen führen und motivieren und Visionen entwickeln können und er sollte sich die richtigen Fachleute aussuchen.

Ein Grundsatz lautet: Ich bin so gut wie meine besten Mitarbeiter.

Wenn Frau Lunacek beim Bundeskongress naiv gemeint hat, dass sie in ihrer Jugend durchaus ein bisschen Musik und Tanz gemacht habe und dass aber Kultur ein fürwahr wichtiger Teil des Lebens sei, so hat sie damit bewiesen, dass sie im Moment überrascht über ihre neue Funktion ist, aber keine Vorstellung von der Aufgabe hat.  Klischeehafte Äußerungen helfen gar nicht.

Es geht nicht um Frau Lunacek. Sie wurde dorthin gesetzt, wo sie jetzt sitzt. Warum auch immer. Ein Siegerprofil hat sie nicht gerade.

Den Nahkampf österreichischer Kulturinstitutionen wird sie noch früh genug erleben. Die Begehrlichkeiten aller im Nahkampf um Geld wird sie spüren.

Gerhard Weiss, ehemaliger, leider verstorbener Generalintendant des ORF, formulierte im Zusammenhang mit Politik einmal: „Nicht reizen, nicht füttern, nicht in den Käfig gehen,“.

Frau Lunacek wird in den Käfig gehen und füttern müssen.

Und sie sollte Visionen entwickeln.

Sie wird es lernen müssen, das ist aber nicht der Punkt.

Der Punkt ist, dass es um den Stellenwert von Kunst und Kultur in Österreich geht, auf die wir uns so viel einbilden.

Und dieser Stellenwert ist unterbelichtet worden.

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