40 Jahre Ars und Klangwolke
6. September 2019
Jubiläen sind Orientierungspunkte im Zeitablauf. Sie gliedern Verläufe und erleichtern die Übersicht.
So auch bei Ars electronica und der Linzer Klangwolke.
Vor ziemlich genau 40 Jahren markierten sie einen Richtungswechsel im Bemühen Linz´ vom Bild der Stahlstadt wegzukommen und – für das mehrheitlich überraschte Österreich und seine kulturell arrogante Hauptstadt Wien – darauf hinzuweisen, dass sich die Begriffe Stahl, oder allgemeiner, Industrie erfolgreich mit dem Begriff Kunst verbinden lassen. Es entstand letztlich der Begriff der Stadt der Zukunft. Digital City.
Wenn dieses Linz einen Ruf in der Welt hat, so in erster Linie von der Ars electronica.
1974, also 5 Jahre vor der Klangwolke und der Ars, wurde das Brucknerhaus eröffnet und war damit ein Kristallisationspunkt im Bewusstsein der provinziellen Arbeiterstadt Linz. 45 Jahre vorher – auch ein Jubiläum, wenn man so will.
Nur zur Brucknerstadt Linz wollte es nie so recht klappen, schon aus Gründen des Lebenslaufs des Ansfeldner Meisters. Er war nicht Linzer, er ging hier in die Schule, er war Lehrer in Windshaag und Universitätsprofessor in Wien. Jeder Dirigent, der auf sich hält, muss Bruckner dirigieren und seine Sicht der Partitur einbringen. Um es unmissverständlich festzuhalten: Das Werk Bruckners ist notwendig und die Interpretation seiner Partituren beleben das Geistesleben, wie alle Musik der Geschichte.
Ohne diesen Schatz an Kunst – keine Ars electronica.
Und trotzdem: Bruckner eignet sich nicht zum alleinigen Aushängeschild einer Kulturstadt Linz. Zumindest nicht so peinlich und perfekt wie Mozart in Salzburg.
In dieser Situation war der September 1979 ein entscheidendes Datum für die Stadt als Ganzes, für die wirtschaftliche Entwicklung, für das Selbstbewusstsein der Linzer, wie es auch in der Kulturhauptstadt 2009 zum Ausdruck gebracht wurde.
Es macht Sinn, sich diese Denkwelten wieder bewusst zu machen.
Also Jubiläum!
Noch etwas wird augenscheinlich. Viele Projekte konnten in der Zeit ihrer Entstehung gefunden und gemacht werden, weil die Bürokratie dieser Zeit nicht wusste, was sie alles ablehnen oder zumindest erschweren könnte.
Ungewollt trug sie mit dieser Ahnungslosigkeit zu einer Atmosphäre der Kreativität bei. Heute, in der Zeit EU verordneter Gurkenformen, in der Zeit des durchorganisierten, gläsernen Menschen wird dem Denkpionier das Leben erschwert. Die Entwicklung von Startups, die Suche nach neuen Pionieren der digitalen Welt ist relativ neu.
Noch etwas haben Jubiläen an sich. Sie sind die Gelegenheit, die Geschichte in Teilen zurechtzurücken. Durch Weglassen, Erinnerungsunterschiede entsteht im Detail ein Geschichtsbild, das man als „redigierte Wahrheit“ bezeichnen könnte. Das war, ist und wird immer so sein. Ich redigiere natürlich genauso.
da war dann noch: Christiane Hörbiger ist, schon auf Grund des Namens der Familie eine gute Schauspielerin, als politisches Testimonial ist sie eine emotional entgleiste Katastrophe.
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